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davon trank die Prinzessin, und die Folge war, daß sie zwei Prinzen gebar, die darnach Johannes-Wassersprung und Caspar-Wassersprung genannt wurden, und wovon einer dem andern vollkommen ähnlich war. Ihr Großvater, der alte König, ließ sie die Jägerei lernen, und sie wuchsen heran, wurden groß und schön. Da kam die Zeit, wo sie in die Welt ziehen mußten; jeder von ihnen erhielt einen silbernen Stern, ein Pferd und einen Hund mit auf die Fahrt. Sie kamen zuerst in einen Wald, und sahen zugleich zwei Hasen und wollten darnach schießen, die Hasen aber baten um Gnade und sagten, sie mögten sie doch in ihre Dienste aufnehmen, sie könnten ihnen nützlich seyn, und in jeder Gefahr Hülfe leisten. Die zwei Brüder ließen sich bewegen, und nahmen sie als Diener mit; nicht lang so kamen zwei Bären, wie sie auf die zielten, riefen die gleichfalls um Gnade, und versprachen treu zu dienen: also ward auch damit das Gefolge vermehrt. Nun kamen sie auf einen Scheideweg, da sprachen sie: „wir müssen uns trennen, und der eine soll rechts, der andere links weiter ziehen!“ aber jeder steckte ein Messer in einen Baum am Scheideweg, an deren Rost wollten sie erkennen, wie es dem andern ergehe, und ob er noch lebe; dann nahmen sie Abschied, küßten einander und ritten fort.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_344.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)