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auf den Schooß legte, fing die Prinzessin an zu weinen und sagte: „ich bin eines Königs Tochter und soll einen Fuchs lausen, säß ich jetzt daheim in meiner Kammer, so könnt ich meine Blumen im Garten sehen!“ Da hörte der Fuchs, daß er die rechte Braut hatte, verwandelte sich in das kleine, weiße Männchen, und das war nun ihr Mann, bei dem mußt’ sie in einer kleinen Hütte wohnen, ihm kochen und nähen, und es dauerte eine gute Zeit. Das Männchen aber that ihr alles zu Liebe.

Einmal sagte das Männchen zu ihr: „ich muß fortgehen, aber es werden bald drei weiße Tauben geflogen kommen, die werden ganz niedrig über die Erde hinstreifen, davon fang die mittelste, und wenn du sie hast, schneid ihr gleich den Kopf ab, hüt’ dich aber, daß du keine andere ergreifst, als die mittelste, sonst entsteht ein groß Unglück daraus.“ Das Männchen ging fort; es dauerte auch nicht lang, so kamen drei weiße Tauben daher geflogen. Die Prinzessin gab Acht, ergriff die mittelste, nahm ein Messer und schnitt ihr den Kopf ab. Kaum aber lag der auf dem Boden, so stand ein schöner junger Prinz vor ihr und sprach: „mich hat eine Fee verzaubert, sieben Jahr lang sollt ich meine Gestalt verlieren, und sodann als eine Taube an meiner Gemahlin vorbeifliegen, zwischen zwei andern, da müsse sie mich fangen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_319.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)