Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 289.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Staub, als käm eine Heerde gezogen. Da schrie sie noch einmal: „Brüder, meine lieben Brüder! kommt, helft mir!“ und ihre Angst ward immer größer. Der Blaubart aber rief: „wenn du nicht bald kommst, so hol ich dich, mein Messer ist gewetzt!“ Da sah sie wieder hinaus, und sah ihre drei Brüder durch das Feld reiten, als flögen sie wie Vögel in der Luft, da schrie sie zum drittenmal in der höchsten Noth und aus allen Kräften: „Brüder, meine lieben Brüder! kommt, helft mir!“ und der jüngste war schon so nah, daß sie seine Stimme hörte: „tröste dich, liebe Schwester, noch einen Augenblick, so sind wir bei dir!“ Der Blaubart aber rief: „nun ists genug gebetet, ich will nicht länger warten, kommst du nicht, so hol ich dich!“ „Ach! nur noch für meine drei lieben Brüder laß mich beten.“ – „Er hörte aber nicht, kam die Treppe heraufgegangen und zog sie hinunter, und eben hatte er sie an den Haaren gefaßt, und wollte ihr das Messer in das Herz stoßen, da schlugen die drei Brüder an die Hausthüre, drangen herein und rissen sie ihm aus der Hand, dann zogen sie ihre Säbel und hieben ihn nieder. Da ward er in die Blutkammer aufgehängt zu den andern Weibern, die er getödtet, die Brüder aber nahmen ihre liebste Schwester mit nach Haus, und alle Reichthümer des Blaubarts gehörten ihr.“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_289.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)