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„Wovon sollt ich satt seyn?
ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“

Wie der Schuster das hörte, glaubte er sein Sohn habe ihn belogen, ward zornig, sprang hinauf, nahm seinen Stock von der Wand und prügelte ihn fort. Tags darauf mußte der zweite Sohn die Ziege weiden, er führte sie unter lauter gute Kräuter, die fraß die Ziege alle ab. Am Abend fragte er: „Ziege, bist du satt?“

„Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt meh! meh!“

„Nun so komm nach Haus,“ zog sie in den Stall und sagte dem Alten, die Ziege sey satt und wohl gefuttert. Der Alte ging wieder hinunter und fragte: „Ziege bist du satt?“

„Wovon sollt ich satt seyn,
ich sprang nur über Gräbelein
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“

Der Schuster ward zornig und prügelte auch seinen zweiten Sohn zum Haus hinaus. Endlich mußte der dritte Sohn die Ziege auf die Weide führen. Der wollt sich auch hüten, und suchte das schönste Futter aus, die Ziege ließ auch nichts übrig. Abends fragte er: „Ziege bist du satt.“

„Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt meh! meh!“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_162.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)