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nicht nahen, ärgerte sich sehr und befahl dem Müller: „hau ihr die Hände ab, daß ich ihr was anhaben kann.“ Der Müller aber entsetzte sich und antwortete: wie könnte ich meinem lieben Kind die Hände abhauen, nein, das thu ich nicht. „Weißt du was, so hol ich dich selber, wenn dus nicht thust!“ Da fürchtete sich der Müller gewaltig und versprach ihm in der Angst, zu thun was er befohlen hätte. Ging zu seiner Tochter und sprach: mein Kind, der Teufel wird mich holen, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, und da habe ich es ihm versprochen, ich bitte dich um Verzeihung. „Vater, sagte sie, macht mit mir was ihr wollt,“ legte ihre beiden Hände hin und ließ sie abhauen. Zum drittenmal kam der Teufel, allein sie hatte so lang und viel auf ihre Stümpfe geweint, daß sie doch ganz rein wurde, da hatte der Teufel alles Recht an ihr verloren.

Der Müller, weil er so großes Gut durch sie gewonnen hatte, versprach ihr nun, er wolle sie Zeitlebens aufs köstlichste halten, allein sie mochte nicht mehr dableiben: „ich will fort von hier, mitleidige Menschen werden mir schon soviel geben, als ich zum Leben brauche.“ Die beiden abgehauenen Hände ließ sie sich auf den Rücken binden; mit Sonnenaufgang zog sie fort und ging und ging den ganzen Tag, bis es

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_134.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)