Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 044.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Einmal mitten im Winter, als der Schnee hoch lag, nähte sie ein Kleid von feinem Papier, und als es fertig war, rief sie das Stiefkind und sagte: „ich habe Lust Erdbeeren zu essen, da zieh das Kleid an, geh in den Wald und suche mir das Körbchen voll: und daß du nicht eher nach Haus kommst, bis du es voll hast!“ Das Mädchen weinte bitterlich und sagte: „im Winter wachsen keine Erdbeeren im Walde, und wenn sie auch da wären so liegt der Schnee darauf, wie soll ich sie finden; und draußen ists so kalt, daß der Athem friert, wie kann ich in dem Papierkleid gehen, da weht ja der Wind durch, und die Dornen reißen es mir herunter.“ – „Rede kein Wort mehr, sagte die Mutter, und geh gleich hinaus und suche die Erdbeeren;“ in ihrem neidischen Herzen aber gedachte sie, das Mädchen werde draußen erfrieren und nimmermehr heimkommen, darum hatte sie ihm auch das dünne Papierkleid gemacht. Das Mädchen aber war gehorsam, that das Papierkleid um, ging in den Wald, da war aber nichts als Schnee und nirgends auch nur ein grün Hälmchen zu sehen. Es ging immer weiter, und als es mitten in den Wald kam, da sah es ein kleines Haus, aus dem guckten drei kleine Männer. Es sagte ihnen guten Tag, und weil es so artig grüßte, fragten sie, was es in dem leichten Papierkleide

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_044.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)