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seine Arbeit, und wie er da Holz hackte, stand auf einmal eine schöne Frau vor ihm, die hatte eine Krone von leuchtenden Sternen auf dem Haupt und sprach zu ihm: „ich bin die Jungfrau Maria, die Mutter des Christkindleins, bring mir dein Kind, ich will es mit mir nehmen, seine Mutter seyn und für es sorgen.“ Der Holzhacker gehorchte und holte sein Kind und gab es der Jungfrau Maria, die nahm es mit sich hinauf in den Himmel. Da ging es ihm wohl, es aß bloß Zuckerbrot und trank süße Milch, und seine Kleider waren von Gold und die Englein spielten mit ihm. So war es vierzehn Jahre im Himmel, da mußte die Jungfrau Maria eine große Reise machen; eh sie aber weg ging, rief sie das Mädchen und sagte: „liebes Kind, da vertrau ich dir die Schlüssel zu den dreizehn Thüren des Himmelreichs, zwölf darfst du aufschließen und betrachten, aber die dreizehnte nicht, die dieser kleine Schlüssel öffnet.“ Das Mädchen versprach ihren Befehlen zu gehorchen, wie nun die Jungfrau weg war öffnete es jeden Tag eine Thüre, und sah die Wohnungen des Himmelreichs. In jeder saß ein Apostel und war so viel Glanz umher, daß es sein Lebtag solche Pracht und Herrlichkeit nicht gesehen. Als es die zwölf Thüren aufgeschlossen hatte, war die verbotene noch übrig; lange widerstand es seiner Neugier endlich aber

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_009.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)