Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 312.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


und Vertauschung der Flamme und des schimmernden Glases liegt sehr nah. – Der Schlaftrunk, vor dem sie ihn warnt und der ihn überwältigt, ist der Vergessenstrank der nordischen Grimhild.

Eine Annäherung zu den drei Raben I. 25. ist sichtbar und doch dieses Märchen neu. In einem der Braunschweiger Sammlung, das sonst ganz anders ist, kommt S. 226. ff. vor, wie die Verwünschte dreimal vorbei fährt, und der Ritter, der zu ihrer Erlösung wachen soll, weil er aus einer Quelle getrunken, an einer Blume gerochen oder einen Apfel genossen, eingeschlafen ist: sie legt ihm jedesmal ein Geschenk zur Seite, ihr Bild, eine Bürste, die Geld schafft und ein Schwert mit der Inschrift: „folge mir.“ Auch ist die Farbe ihrer Pferde jedesmal, wie hier, verschieden. Uebrigens beweist diese Recension den näheren Zusammenhang mit dem vorangehenden Märchen vom goldenen Berg, denn der Ritter hat auch vorher die verzauberte aus ihrer Schlangengestalt durch Schweigen bei furchtbaren Gespenstern erlöst. – Ueber das Kundgeben durch das Werfen des Rings in den Weinbecher vgl. Hildebrands Lied. S. 79.


8.
Die kluge Bauerntochter.


(Aus Zwehrn.) Hier hat sich deutliche Spur der alten Sage von Aslaug, Tochter Brynhilds und Sigurds erhalten. Wiewohl eine königlich geborene, die durch Unglück in die Hände von Bauern gerathen ist, nicht ausdrücklich genannt, zeigt sich doch klar dasselbe Verhältniß. Sie ist über ihren Stand und ihre Eltern weise und der König wird wie Ragnar auf Kraka (so heißt Aslaug als Bäuerin) durch ihre Klugheit aufmerksam gemacht. Um sie zu prüfen, legt er ihr gleichfalls ein Räthsel vor, das sie durch ihren Scharfsinn glücklich und rasch löst. Der Inhalt des Räthsels selber stimmt nah zusammen und es sind nur verschiedene Aeußerungen desselben Gedankens. Der nord. König verlangt von Kraka (Ragnar Lodbroks S. Cap. 4.), sie

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_312.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)