Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 307.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


macht sich wieder die ganze Gemeinde auf, ihn zu greifen, er aber, weil kein Thor da ist, das er verrammeln kann, springt in einen Brunnen. Nun stellt sich die Gemeinde herum und rathschlagt, sie beschließen endlich ihm einen Mühlstein auf den Kopf zu werfen. Mit großer Mühe wird einer herbeigeholt und hinabgerollt, wie sie meinen, er wär todt, kommt auf einmal der Kopf aus dem Brunnen, den hat er durch das Loch des Steins gesteckt, so daß dieser ihm auf den Schultern hängt, wobei er ruft: „ach! was hab ich einen schönen Düten–Kragen!“ Wie sie das sehen, rathschlagen sie von neuem, und schicken dann hin und lassen ihre große Klocke aus dem Kirchthurm holen, und werfen sie auf ihn hinab, die sollt ihn gewiß treffen (gerade wie beim Riesen Scharmack). Wie sie nun meinen, er liege unten erschlagen und gehen aus einander, kommt er auf einmal aus dem Brunnen gesprungen, hat die Klocke auf dem Haupt, ruft ganz freudig: „ach! was eine schöne Bingelmütze!“ und lauft davon.


5.
Dat Erdmänneken.


(Aus dem Paderbörn.) Eine andere Recension aus der Gegend von Cöln am Rhein weicht in einigem ab. Ein mächtiger König hat drei schöne Töchter; einmal, bei einem herrlichen Fest, gehen sie in den Garten spazieren und kommen Abends nicht wieder; und als sie am andern Tag auch noch ausbleiben, läßt sie der König durchs ganze Reich suchen, aber niemand kann sie finden: da macht er bekannt, wer sie wiederbrächte, sollte eine zur Gemahlin haben, und Reichthümer dazu für sein Lebelang. Viele ziehen aus, aber umsonst, zuletzt machten sich drei Ritter auf den Weg und wollen nicht ruhen, als bis es ihnen geglückt. Sie gerathen in einen großen Wald, wo sie den ganzen Tag hungrig und durstig fortreiten, endlich sehen sie in der Nacht ein Lichtlein, das sie zu einem prächtigen Schloß leitet, worin aber kein Mensch zu sehen ist. Weil sie so hungrig sind, suchen sie nach Speise, einer findet ein Stück

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_307.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)