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Plage, daß er sich selbst sein Brot möge gewinnen.“ Sanftmüthig sprach der Herr: „Schmied, leih’ mir deine Esse und leg’ mir Kohlen an, so will ich den alten, kranken Mann zu dieser Zeit verjüngen.“ Der Schmied war ganz bereit und St. Petrus zog die Bälge, und als das Kohlfeuer auffunkte, groß und hoch, nahm unser Herr das alte Männlein, schub’s in die Esse, mitten in’s rothe Feuer, daß es drin glühte, wie ein Rosenstock, und Gott lobte mit lauter Stimme. Nachdem trat der Herr zum Löschtrog, zog das glühend Männlein hinein, daß das Wasser über ihm zusammenschlug, und nachdem er’s fein sittlich abgekühlet, gab er ihm seinen Segen; siehe, zuhand sprang das Männlein heraus, zart, gerad, gesund und wie von zwanzig Jahren. Der Schmied, der eben und genau zugesehen, lud sie alle zum Nachtmahl, er hatte aber eine alte, halbblinde bucklichte Schwieger, die machte sich zum Jüngling hin und fragte ihn fleißig: ob ihn das Feuer hart gebrennet? „Nie sey ihm besser gewesen, antwortete jener, er habe da in der Glut gesessen, wie in einem kühlen Thau.“

Dies klang die ganze Nacht in den Ohren der alten Frau und als der Herr frühmorgens die Straße weiter gezogen war, und dem Schmied wohl gedankt hatte, dachte der, er könnte seine alte Schwieger auch jung machen, da er fein ordentlich alles zugesehn, und es in seine Kunst schlage.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_287.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)