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essen, so thun die kleinen Rüben denselben Dienst, du willst sie dem König bringen und verehren. Also lud er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an den Hof und schenkte sie dem König. „Ei! sagte der König, was ist das für ein seltsam Ding? mir ist viel wunderliches vor die Augen gekommen, aber so ein Ungethüm noch nicht: aus was für Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geräth’s allein, und du bist ein Glückskind.“ „Ach nein, sagte der Bauer, ein Glückskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr nähren konnte, darum den Soldatenrock an den Nagel hing und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich und Euch, Herr König, auch wohlbekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen.“ Da empfand der König Mitleid mit ihm und sprach: „Deine Armuth ist vorbei, du sollst so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.“ Also schenkte er ihm eine Menge Gold, Acker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hörte, was sein Bruder mit einer einzigen Rübe erworben hatte, beneidete er ihn und sann hin und her, wie er sich auch ein solches Glück zuwenden könnte. Er wollt’s aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde und brachte sie dem König,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_283.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)