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alles, du mußt wieder heim, ließ den Kopf traurig hängen, trat vor den König und verlangte seinen Abschied. Der König hatte es aber gar lieb und sprach: „Eselein, was ist dir, du schau’st ja sauer, wie ein Essigkrug, ich will dir geben, was du verlangst: willst du Gold?“ – „Nein,“ sagte das Eselein und schüttelte mit dem Kopf. „Willst du Kostbarkeiten und Schmuck?“ – „Nein.“ – „Willst du mein halbes Reich?“ – „Ach nein!“ Da sprach der König: „wenn ich nur wüßte, was dich vergnügt machen könnte: willst du meine schöne Tochter zur Frau?“ „Ach ja,“ sagte das Eselein, war auf einmal ganz lustig und guter Dinge, denn das war’s gerade, was es sich gewünscht hatte. Also ward eine große und prächtige Hochzeit gehalten. Abends, wie Braut und Bräutigam in ihr Schlafkämmerlein geführt wurden, wollte der König wissen, ob sich das Eselein auch fein artig und manierlich betrüge, und hieß einen Diener sich dort verstecken. Wie sie nun beide drinnen waren, schob der Bräutigam den Riegel vor die Thüre, blickte sich um und wie er glaubte, daß sie ganz allein wären, da warf er auf einmal seine Eselhaut ab und stand da als ein schöner, königlicher Jüngling, der sprach: „siehst du, wer ich bin und daß ich deiner werth gewesen.“ Da ward die Braut froh, küßte ihn und hatte ihn von Herzen lieb. Als es aber Morgen ward,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_279.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)