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die zwölf Räuber kamen herein, und als sie ihn sahen, waren sie froh und riefen: „Vogel, haben wir dich endlich, meinst du wir hätten’s nicht gemerkt, daß du zwei Mal hereingekommen bist, aber wir konnten dich nicht fangen, zum dritten Mal sollst du nicht wieder heraus.“ Da rief er: „ich war’s nicht; mein Bruder war’s!“ aber er mogte bitten um sein Leben, und sagen was er wollte, sie schlugen ihm das Haupt ab.


57.
Die Kinder in Hungersnoth.


Es war einmal eine Frau mit ihren zwei Töchtern in solche Armuth gerathen, daß sie auch nicht ein Bischen Brot mehr in den Mund zu stecken hatten. Wie nun der Hunger bei ihnen so groß ward, daß die Mutter ganz außer sich und in Verzweiflung gerieth, sprach sie zu der ältesten: „ich muß dich tödten, damit ich etwas zu essen habe.“ Die Tochter sagte: „ach, liebe Mutter, schont meiner, ich will ausgehen und sehen, daß ich etwas zu essen kriege ohne Bettelei.“ Da ging sie aus, kam wieder, und hatte ein Stückchen Brot eingebracht, das aßen sie miteinander, es war aber zu wenig, um den Hunger zu stillen. Darum hub die Mutter zur andern Tochter an: „so mußt du daran.“ Sie antwortete aber: „ach, liebe Mutter, schont meiner, ich

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_275.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)