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den Augen waren, stieg der Arme vom Baum herunter, und war neugierig, was wohl im Berge heimliches verborgen wäre. Also ging er davor und sprach: „Berg Semsi! Berg Semsi! thu’ dich auf!“ und der Berg that sich auch vor ihm auf. Da trat er hinein und der ganze Berg war eine Höhle voll Silber und Gold und hinten lagen große Haufen Perlen und leuchtende Edelsteine wie Korn aufgeschüttet. Der Arme wußte gar nicht, was er anfangen sollte, und ob er sich etwas von den Schätzen nehmen dürfte; endlich füllte er sich die Taschen mit Gold, die Perlen und Edelsteine aber ließ er liegen. Als er wieder herauskam, sprach er gleichfalls: „Berg Semsi! Berg Semsi! thu’ dich zu!“ da schloß sich der Berg, und er fuhr nun mit seinem Karren nach Haus. Nun brauchte er nicht mehr zu sorgen, und konnte mit seinem Golde, für Frau und Kind, Brot und auch Wein dazu kaufen, lebte fröhlich und redlich, gab den Armen und that Jedermann Gutes; als aber das Gold all’ war, ging er zu seinem Bruder, lieh einen Scheffel, und holte sich von neuem; doch rührte er von den großen Schätzen nichts an. Wie er sich zum dritten Mal etwas holen wollte, borgte er bei seinem Bruder wieder den Scheffel. Der Reiche war aber schon lange neidisch über sein Vermögen und den schönen Haushalt, den er sich eingerichtet hatte, und konnte nicht begreifen, woher der

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_273.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)