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ihm trüb vor den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der König, wie er die grundlose Häßlichkeit an seiner vermeinten Braut erblickte, ward sehr bös und befahl den Kutscher in eine Grube zu werfen, die voll Ottern und Schlangen-Gezücht war. Die alte Hexe aber wußte den König doch so zu bestricken und ihm die Augen zu verblenden, daß er sie und ihre Tochter behielt und zu sich nahm, bis daß sie ihm ganz leidlich vorkam und er sich wirklich mit ihr verheirathete.

Einmal Abends saß die schwarze Braut dem König auf dem Schoos, da kam eine weiße Ente zum Gossenstein in die Küche geschwommen und sagte zum Küchenjungen:

„Jüngelchen mach Feuer an,
Daß ich meine Federn wärmen kann!“

Das that der Küchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Heerd, da kam die Ente, schüttelte sich und setzte sich daneben und strich sich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie so saß und sich wohlthat, fragte sie:

„Was macht mein Bruder Reginer?“

Der Küchenjunge antwortete:

„Liegt tief bei Ottern und Schlangen.“

Fragte sie:

„Was macht die schwarze Hex im Haus?“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_257.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)