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erste Bund aber ist, daß du mir einen Ring wieder bringst, den ich ins rothe Meer habe fallen lassen.“ Der Prinz sagte: „den Bund will ich lösen,“ und rief seinen Diener mit den hellen Augen, und der schaute ins Meer bis auf den Grund, und sah den Ring da neben einem Steine liegen. Darnach kam der Dicke, der setzte seinen Mund ans Meer und ließ die Wellen hinein laufen, und trank es aus, daß es trocken ward wie eine Wiese; da bückte sich der Lange nur ein wenig und holte den Ring mit der Hand heraus. Der Prinz brachte ihn der Alten, die sprach mit Verwunderung: „Ja, das ist der rechte Ring; einen Bund hast du gelöst, aber nun kommt der zweite. Siehst du dort auf der Wiese vor meinem Schloß, da weiden dreihundert fette Ochsen, die mußt du mit Haut und Haar, Knochen und Hörnern verzehren, und darfst nicht mehr als einen einzigen Gast dazu einladen, und unten im Keller, da liegen dreihundert Fässer Wein, die mußt du dabei austrinken, und bleibt ein Spürchen und ein Tröpfchen übrig, so ist mir dein Leben verfallen.“ Der Prinz sprach: „Das will ich vollbringen,“ und setzte den Dicken als seinen Gast zu sich, der aß die dreihundert Ochsen auf, und blieb kein Haar übrig, und trank den Wein dazu gleich aus den Fässern selber, ohne daß er ein Glas nöthig hatte. Als die alte Zauberin das sah, erstaunte sie und sprach zum Prinzen:

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_248.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)