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mit einem Schwert, das hinter seinem Lager verborgen ist.“ „Nein, sagte sie, das thue ich nicht, der Löwe ist doch immer gut gegen mich gewesen.“ Da sprach der Frosch: „wenn du das nicht thust, wirst du nimmermehr deinen Bruder wiedersehen, und dem Löwen selber thust du auch kein Leid damit an.“ Da faßte sie Muth, nahm die Pastete und brachte sie dem Löwen. „Die sieht ja recht gut aus,“ sagte der Löwe, schnupperte daran und fing gleich an einzubeißen, aß sie auch ganz auf. Wie er nun fertig war, fühlte er eine Müdigkeit und wollte ein wenig schlafen; also sprach er zur Prinzessin: „komm und setz dich neben mich und krau mir ein Bischen hinter den Ohren, bis ich eingeschlafen bin.“ Da setzt sie sich neben ihn, kraut ihn mit der Linken und sucht mit der Rechten nach dem Schwert, welches hinter seinem Bette liegt. Wie er nun eingeschlafen ist, so zieht sie es hervor, drückt die Augen zu und haut mit einem Streich dem Löwen den Kopf ab. Wie sie aber wieder hinblickt, da war der Löwe verschwunden und ihr lieber Bruder stand neben ihr, der küßte sie herzlich und sprach: „du hast mich erlöst, denn ich war der Löwe und war verwünscht es so lang zu bleiben, bis eine Mädchenhand aus Liebe zu mir dem Löwen den Kopf abhauen würde.“ Darauf gingen sie miteinander in den Garten und wollten dem Frosch danken, wie sie aber ankamen, sahen sie, wie er nach allen Seiten herumhüpfte

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_226.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)