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das Gebüsch, wo er sie nicht sehen könnte und rief hinauf:

„wer Haspelholz haut, der stirbt,
wer da haspelt, der verdirbt!“

Der Mann horchte auf, legte die Axt eine Weile nieder und dachte nach, was das wohl zu bedeuten habe. „Ei was, sprach er endlich, was wird’s gewesen seyn, es hat dir in den Ohren geklungen, mach dir keine unnöthige Furcht;“ also ergriff er die Axt von neuem und wollte zuhauen, da rief’s wieder unten:

„wer Haspelholz haut, der stirbt,
wer da haspelt, der verdirbt!“

Er hielt ein, kriegte Angst und Bang und sann dem Ding nach; wie aber ein Weilchen vorbei war, kam ihm das Herz wieder und er langte zum drittenmal nach der Axt und wollte zuhauen. Aber zum drittenmal rief’s und sprach’s laut:

„wer Haspelholz haut, der stirbt,
wer da haspelt, der verdirbt!“

Da hatte er’s genug und alle Lust war ihm vergangen, so daß er eilends den Baum herunterstieg und sich auf den Heimweg machte. Die Frau lief, was sie konnte, auf Nebenwegen, damit sie eher nach Haus käme; wie er nun in die Stube trat, that sie unschuldig, als wäre nichts vorgefallen und sagte: „nun bringst du ein gutes Haspelholz?“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_221.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)