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Sie dachte aber, damit wollte sie das Schneiderlein los werden, denn der Bär hatte noch keinen Menschen lebendig gelassen, der ihm unter die Tatzen gekommen war. Das Schneiderlein sprach vergnügt: „das will ich auch noch vollbringen.“

Als nun der Abend kam, ward mein Schneiderlein zum Bären gebracht; der Bär wollt’ auch gleich auf es los und ihm mit seiner Tatze einen guten Willkommen geben. „Sachte, sachte, sprach das Schneiderlein, ich kann dich noch dispen (zur Ruh bringen).“ Da holte es, als hätt’ es keine Sorgen, Welsche-Nüsse aus der Tasche, biß sie auf und aß die Kerne; wie der Bär das sah, kriegte er Lust und wollte auch Nüsse haben. Das Schneiderlein griff in die Tasche und reichte ihm eine Hand voll; es waren aber keine Nüsse, sondern Wackersteine. Der Bär steckte sie ins Maul, er konnt’ aber nichts aufbeißen, er mogte drücken wie er wollte. „Ei, dachte er, was bist du für ein dummer Klotz, du kannst nicht einmal die Nüsse aufbeißen“ und sprach zum Schneiderlein: „mein, beiß mir die Nüsse auf.“ „Da siehst du was du für ein Kerl bist, sprach das Schneiderlein, hast so ein groß Maul und kannst die kleine Nuß nicht aufbeißen.“ Da nahm es die Steine, war hurtig, steckte dafür eine Nuß in den Mund und knack! war sie entzwei. „Ich muß das Ding noch einmal probiren, sprach der Bär, wenn ich’s so ansehe, ich mein’, ich müßt’s können.“ Da

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_162.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)