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und wollte sich schon helfen, und ging dahin, als wär’ die ganze Welt sein.

Da meldeten sie sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihr Räthsel vorlegen; es wären die rechten Leute angekommen, die hätten einen feinen Verstand, den könnte man wohl in eine Nadel fädeln. Da sprach die Prinzessin: „ich habe zweierlei Haar auf dem Kopf, von was für Farben ist das?“ „Wenn’s weiter nichts ist, sagte der erste, es wird schwarz und weiß seyn, wie Kümmel und Salz.“ Die Prinzessin sprach: „falsch gerathen, antworte der zweite.“ Da sagte der zweite: „ist’s nicht schwarz und weiß, so ist’s braun und roth, wie meines Vaters Bratenrock.“ „Falsch gerathen, sagte die Prinzessin, antworte der dritte, dem seh ich’s an, der weiß es sicherlich.“ Da trat das Schneiderlein hervor und sprach: „die Prinzessin hat ein silbernes und ein goldenes Haar auf dem Kopf und das sind die zweierlei Farben.“ Wie die Prinzeß das hörte, ward sie blaß und wäre vor Schrecken beinah hingefallen, denn das Schneiderlein hatte es getroffen, und sie hatte geglaubt, das würde kein Mensch auf der Welt herausbringen. Als ihr das Herz wiederkam, sprach sie: „damit hast du mich noch nicht gewonnen, du mußt noch eins thun, unten im Stall liegt ein Bär, bei dem sollst du die Nacht zubringen, wenn ich dann morgen aufstehe und du bist noch lebendig, so sollst du mich heirathen.“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_161.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)