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seyn, für jeden Pfennig einer, so hast du was dein Sinn begehrt.“ Das war der Knecht wohl zufrieden, dachte, Sachen sind mir lieber als Geld und sprach: „erstens wünsche ich mir ein Vogelrohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine Fiedel, wenn ich die streiche, muß alles tanzen, was sie hört; drittens: worum ich die Leute bitte, daß sie es mir nicht abschlagen dürfen.“ Das Männchen sagte: alles sey dir gewährt und stellte ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es seiner Wege.

Mein Knecht aber, war er vorher froh gewesen, dünkte er sich jetzt noch zehnmal froher, und ging nicht lange zu, so begegnete ihm ein alter Jude. Da stand ein Baum und obendrauf auf dem höchsten Zweig saß eine kleine Lerche und sang und sang. „Gottes Wunder, was so ein Thierlein kann, hätt’ ich’s, gäb’ viel darum.“ „Wenn es weiter nichts ist, die soll bald herunter,“ sagte der Knecht, setzte sein Rohr an und schoß die Lerche auf das Haar, daß sie den Baum herabfiel, „geht hin und leset sie auf,“ sie war aber ganz tief in die Dörner unten am Baum hineingefallen. Da kroch der Jud’ in den Busch und wie er mitten drin stack, zog mein Knecht seine Fiedel und geigte, fing der Jud’ an zu tanzen und hatte keine Ruh, sondern sprang immer stärker und höher; der Dorn aber zerstach seine Kleider, daß die Fetzen herum hingen und ritzte und wundete

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_135.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)