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Meer. Es ist heute übrigens mit seinem Mondschein und allem dem sehr programmäßig und du, Schatz, bist erst recht programmäßig.“

„Schade,“ meinte Lolo, „ein Programm ist nie was Überraschendes.“ Hilmar lachte: „Willst du mich überraschen? Wozu? Nein, unsere Bräute sollen nicht Überraschungen sein, sondern hübsche Notwendigkeiten.“

Als sie an den Fischerhäusern vorübergingen, begann auch Lolo von Doralice zu sprechen, erzählte ihr Abenteuer, erzählte von dem Kuß und den roten Rosen. „Ach, die durchgebrannte kleine Gräfin ist hier,“ sagte Hilmar, „nun, es ist gut, daß sie dich gerettet hat, aber sag, warum sprichst du von ihr mit einer so gerührten Stimme, als sei sie etwas Heiliges? Durchgebrannte Gräfinnen sind doch wohl nichts besonders Heiliges.“

„Weil sie mich rührt,“ entgegnete Lolo erregt. „Ich weiß selbst nicht warum. Vielleicht weil sie so schön ist und doch nicht gut ist. Vielleicht aber, wenn jemand so schön ist, muß man ihn lieben, aber sie tut etwas weh, diese Liebe. Ich glaube, wenn einer sich in die Gräfin verliebt, dann muß es schmerzen.“

„Nun, nun,“ beruhigte Hilmar sie, „wird es denn so arg sein mit dieser Schönheit?“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)