Seite:Keyserling Wellen.pdf/80

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

herrlicher Menschen, du wirst Frauen finden, großzügige, freidenkende, edle Frauen.“

Doralice hatte sich wieder ruhig zurückgelehnt und die Augen geschlossen: „Diese Frauen kenne ich,“ bemerkte sie, „sie tragen Velveteen-Reformkleider und sprechen von objektiv und subjektiv. Zwei frühere Schülerinnen besuchten einmal Miß Plummers, die waren so und Miß Plummers nannte sie: very clever indeed!“

Hans hatte die Hände voll Strandhafer, den er in seinem Zorn ringsumher ausriß: „Das ist immer so,“ sagte er, „du willst mich nicht verstehen. Weil du deine Gesellschaft verlassen hast, glaubst du, es gäbe keine deiner würdigen Menschen mehr. Das ist Hochmut, oder schämst du dich meiner vor den Menschen? sag, schämst du dich meiner?“

Doralice lächelte mit geschlossenen Augen: „Nein, du bist gut,“ erwiderte sie, „du bist mir schon recht, nur deine Frau Grill mit dem Gepräge, die ist mir nicht sympathisch, die möchte ich lieber nicht kennen lernen.“

„Aber du mußt sie kennen lernen,“ rief Hans, „wenn du mich willst, mußt du auch Frau Grill wollen, ich trete für sie ein, ich werde nicht erlauben, daß du sie hochmütig beiseite schiebst. Aber so geht es immer, wir reden und reden, als ob der eine

Empfohlene Zitierweise:
Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)