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„Aber wohin will sie,“ rief Frau von Buttlär, „warum bleiben sie nicht beisammen? Ich habe ihnen gesagt, sie sollen beisammen bleiben, ich habe ihnen verboten, bis zur zweiten Sandbank zu schwimmen. Lolo! Lolo!“ Frau von Buttlär rief und winkte mit ihrem Taschentuche, aber der rote Strich dort drüben fuhr immer weiter ins Meer hinaus. „Ich sage es immer,“ klagte Frau von Buttlär, „Lolo hat einen schwierigen Charakter, sie kann nicht gehorchen, ihr Mann wird es schwer haben. Lolo! Lolo!“

„Wer geht denn dort ins Meer?“ fragte Wedig und zeigte zum Strande hinab.

„Das,“ sagte die Generalin, „muß die Köhne sein.“

„Wo? was?“ rief Frau von Buttlär, „ach, nenne sie doch nicht Köhne, Mama, sie heißt doch nicht so.“

„– Ach was,“ meinte die Generalin, „wenn die Leute beständig ihren Namen ändern, kann mein alter Kopf es nicht behalten, und Grill, wer kann sich das merken, das ist nichts.“

Einen Augenblick schwiegen alle und schauten gespannt auf das Meer hinab. Wedig hatte den Télémaque fortgeworfen und legte sich platt in den Sand, lag da wie eine Robbe und starrte vor sich hin. Jetzt kam vielleicht doch ein Ereignis.

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/66&oldid=- (Version vom 1.8.2018)