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können ist ein Skandal und dürfte einem gar nicht passieren.“

Knospelius schwieg und schaute ärgerlich auf das Meer hinaus.

Doralice tat der kleine Mann leid. Es war doch eine Qual, die zu ihr gesprochen hatte, sie wollte ihm etwas Freundliches sagen. Es kam ihr jedoch kühl und flach heraus: „Ich hoffe die Seeluft wird Ihnen gut tun, Exzellenz.“ Knospelius begann wieder weiter zu gehen und murmelte: „Ich, ach, es ist nicht das, ich sage es so im allgemeinen. Wenn man wacht, muß man was erleben können und wenn man schlafen will, muß man schlafen können. Das dürfen wir verlangen.“ Plötzlich lächelte er, ein hübsches, fast schüchternes Lächeln. „Na ja, wenn es bei dem einen oder andern so ’ne Bewandtnis hat, wenn da Hindernisse sind, nu so müssen wir uns an die Erlebnisse der andern halten. Ich interessiere mich sehr für die Erlebnisse der andern, ich kümmere mich hier stark um die Angelegenheiten meiner Nebenmenschen. Ja, ja, was Leben betrifft, bin ich Kommunist, ich leugne das Privateigentum, ha, ha!“

– „Erleben denn die Leute hier so viel?“ fragte Doralice.

„O genug,“ erwiderte der Geheimrat, „sehen

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)