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Doralice errötete und lachte: „Es ist Ihnen wohl entfallen, Exzellenz, daß das letzte Mal, als wir uns sprachen, Sie mir dasselbe sagten, auch so etwas von auf dem Posten stehen.“

„So so,“ meinte Knospelius, „möglich, ich interessiere mich für diese Sachen. Sie haben ein gutes Gedächtnis. Darf ich Sie einige Schritte begleiten, gnädige Frau?“

Sie nickte, obgleich es ihr nicht recht war, dieses kleine Ungeheuer neben sich zu haben, das sie von unten auf ansah, unbekümmert, wie man einen Kupferstich, nicht wie man einen Menschen anschaut. Im Gehen sprach er mit tiefer Stimme, deren Metall ihm selbst zu gefallen schien. „Mit dem Schlafen, meine Gnädige, scheint es Ihnen hier auch nicht recht gelingen zu wollen.“

„Doch,“ meinte Doralice, „nur die andern alle sind so früh auf, die Fischersleute, die Hähne, nun und das Meer schläft ohnehin nicht.“

Knospelius lachte jetzt sein lautloses Lachen: „Ja, ja, hier ist Betrieb, hier kann man was lernen. Denn, sehen Sie,“ er wurde ernst, sein Gesicht nahm einen bösen, fast haßerfüllten Ausdruck an, „sehen Sie, es gibt nichts Dümmeres, nichts Sinnloseres als die Schlaflosigkeit, als im Bett zu liegen, auf den Schlaf zu warten und nicht schlafen zu

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)