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und stach dozierend mit seiner Pfeife in die Luft hinein, „uns fehlt eine gewisse Enge, eine Gebundenheit, Form, Form, Form, das ist es, das macht reizbar und unsicher. Von Unendlichkeiten kann man nicht leben. Immer kann der eine nicht stehen und den andern zwischen Himmel und Meer in den Mondschein hineinhalten. Also wir müssen unser Leben einteilen, regelmäßige Beschäftigung, Haushalt, eine Alltäglichkeit müssen wir haben, der ewige Feiertag macht uns krank.“

„Du könntest ja wieder malen,“ warf Doralice hin.

„Das werde ich auch,“ rief Hans hitzig, „glaubst du, ich werde ruhig dasitzen und von deinem Gelde leben?“

– „Ach was, das dumme Geld.“

„Gleichviel, ich werde arbeiten, ich weiß auch, was ich zu malen habe, ich studiere meine Modelle, euch beide.“

– „Uns beide?“

„Ja, dich und das Meer. Ihr beide müßt zusammen auf ein Bild und eine Synthese von dir und dem Meer, verstehst du?“

– „Ja so,“ bemerkte Doralice, „ob du nicht versuchst, zuerst das Meer zu malen. Du sagtest doch, daß du mich nicht malen kannst.“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)