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friert.“ – „Ja, gehen wir,“ sagte Doralice kleinlaut, „wir gehören ja doch nicht zu denen dort. Aber wie stark du bist, daß du mich so halten konntest.“

– „Nicht wahr,“ erwiderte Hans stolz, „und weißt du, wie ich dich so hielt, wenn ich denke, das war eigentlich symbolisch, mitten in den Wellen, und ich halte dich.“

Aber Doralice sagte müde: „Ach nein, laß es lieber nicht symbolisch sein.“

Hans schaute sie verwundert an und murmelte dann ein wenig empfindlich: „Nun dann auch nicht.“

Um den Hof des Wardeinschen Anwesens standen die niedrigen strohgedeckten Häuser, der Schuppen, der Stall, der Speicher, in dem jetzt die Familie des Fischers wohnte, und das Wohnhaus, das Hans Grill gemietet hatte. Hier schien die Hitze des Tages noch eingeschlossen zu sein, die Luft war schwer von den Gerüchen des Strohs, der an Schnüren trocknenden Fische und feuchter Netze. Man hörte durch die kleinen geöffneten Fenster den Atem schlafender Menschen, irgendwo schlug ein Hahn auf seiner Stange mit den Flügeln und im Schuppen grunzte ein Schwein im Traum. Und hier fiel von Doralice der Rausch der Weite

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)