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sehr hübsch mit seinem kindlichen Oval, den graublauen Augen, in die das Mondlicht ein seltsam farbiges Schillern legte, und dem hellblonden Haar, an dem der Wind zauste. Ja, Doralice mußte immer lachen, wenn Hans seine großen Worte hersagte, jene Worte, die klangen, als hätten sie in Zeitungen oder langweiligen Büchern gestanden, aber wenn Hans sie aussprach, bekamen sie etwas Junges, etwas Lebendiges, sie klangen, als schmeckten sie ihm gut, wenn er sie so zwischen seinen gesunden weißen Zähnen hervorzischte.

„O nichts,“ sagte Doralice, „sprich nur weiter von deinen freien Menschen.“ Allein Hans war empfindlich geworden: „Meine freien Menschen, da ist doch nichts zu lachen,“ dann schwieg er.

„Du hast ja ganz recht,“ meinte Doralice, um ihn zu versöhnen, „vielleicht macht das müde, wenn nichts einen bindet. Bei uns auf dem Lande dort bei der Roggenernte gehen hinter den Mähern Mädchen her, welche die Ähren zu Garben binden. Das ist sehr anstrengend. Um weniger zu ermüden, binden sie sich Tücher ganz fest um die Taille. So war es vielleicht dort, und jetzt, wo mich nichts festbindet –“

– „Unsinn,“ unterbrach sie Hans, „ich sehe

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)