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als nur diese Angst, die uns treibt, uns zu verbergen, zu verkriechen, nach Hilfe zu rufen. Das Zimmer wurde hell, Agnes stand da, die Lampe in der Hand und die gelben Augen der alten Frau sahen Doralice starr und böse an. Da begriff Doralice. „Hans“, murmelte sie.

„Ja, bei diesem Wetter auf dem Wasser zu sein,“ sagte Agnes scheltend, „hat man so was gehört, und mit diesem Saufhaus von Steege, der zu faul ist, um sein Boot ordentlich zu halten.“ Agnes wurde dann sehr geschäftig, leise fortscheltend ging sie ab und zu, holte einen Mantel, hüllte Doralice in ihn ein, zwang sie, sich in einen Sessel zu setzen, holte eine Decke, um sie damit zu bedecken, und als das getan war, setzte sie sich selbst auf einen Stuhl, faltete die Hände im Schoß, schaute starr und böse in das Licht der Lampe und wiegte den Oberkörper sachte hin und her. Zuweilen murmelte sie vor sich hin: „Nun muß er gleich kommen, der tolle Junge. Als ob wir nicht Fische genug hätten, und noch mit dem Steege.“

So still zu sitzen und hinauszuhorchen war furchtbar qualvoll, Doralice ertrug das nicht, sie mußte etwas tun. „Ich gehe zu Wardeins,“ sagte sie. Agnes zuckte die Achseln. „Was können

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)