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Welle ein kleiner Heiligenschein. Es sieht aus, als ob jeder Wellenkamm mit einem Lichtstifte übergangen worden wäre.“

„Ja, da kommt alles Mögliche vor,“ bemerkte Doralice, ohne sich aufzurichten.

„Sehr merkwürdig,“ fuhr Hans fort, „einmal habe ich schon etwas Ähnliches gesehen, als ich als Knabe einmal die Schafe hütete, da hatten all die kleinen Hügel plötzlich diese Heiligenscheine.“

Ach, dachte Doralice, jetzt hat er noch die Schafe gehütet. In letzter Zeit kamen in Hansens Bemerkungen immer wieder das Dorf und das Bauernblut und die Feldarbeit vor. Das klang fast wie ein Vorwurf gegen sie und als Hans hinzufügte: „Ja, auf der Schafweide lernt man manches,“ konnte sie sich nicht enthalten, gereizt zu antworten: „Ich kann doch nichts dafür, daß ich nicht die Schafe gehütet habe.“

Hans machte sofort sein förmlich freundliches Gesicht, mit dem er in letzter Zeit ihr zu begegnen pflegte, und sagte höflich: „Gewiß, das verlangt niemand von dir. Du hast auch sicherlich in deinen Verhältnissen manches Wertvolle gelernt, das man auf der Schafweide nicht lernen kann.“

Doralice seufzte und es entstand wieder eines

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)