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ein unerträglich starkes Verlangen nach dem Meere im Mittagsonnenschein, nach dem Segelboot, nach Hilmar, nach dem jungen Stibbe an, wie es ja zuweilen geschieht, daß die Sehnsucht nach einer vergangenen glücklichen Stunde uns so stark anpackt, daß es schmerzt, und sie mußte davon sprechen: „Der Baron Hamm sagt,“ begann sie, „das Meer sei heute grün, durchsichtig und süß wie russische Marmelade.“

„So, sagte er das?“ meinte Hans wegwerfend. „Ja so ein Leutnant hat immer was mit Süßigkeiten zu tun. Und dann ißt er sie und dann schenkt er sie und dann sagt er sie und er ist nicht eher zufrieden, als bis er das ganze Meer zu Marmelade gemacht hat.“

Doralice erwiderte nichts und schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander die graden Wege entlang. Als die Sonne rot durch die Birkenstämme schien, schlugen sie den Heimweg ein. Sie begegneten Arbeitern vom Felde zurückkehrend, Männer in weißen Leinwandhosen, hinter ihnen her die Frauen mit dem Grützespann in der Hand. Hie und da blieb ein Paar an einer der kleinen Katen stehen; der Mann öffnete die Tür, bückte sich, um hindurch zu gehen, die Frau folgte ihm; so verschwanden sie in dem schwarzen Loche

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)