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doch seine Schuld bezahlt hat. Sie kassiert ihren Mann ein.“ Dann wandte er sich zu Doralice um, lächelte gutmütig und sagte: „Ich denke, wir machen einen Spaziergang. Draußen werden wir vielleicht auch wieder so selbstverständlich nebeneinander hergehen, wie die Steeges da.“

Sie machten den Spaziergang landeinwärts an der Zibbul Waldhüterei vorüber zur Föhrenschonung hinauf. Die jungen Bäume standen dort in gleichen Abständen voneinander da, rosa Stämme und blaugrüne Schöpfe, schnurgrade gelbe Wege durchschnitten den Bestand. Hier war die Luft heiß und schwer von Harzduft. Hans versuchte sich zu begeistern: „Wunderbar! Farbe, Farbe! und was für eine! Daraus kann man hunderttausend Mäntel für venezianische Madonnen schneiden.“

– „Ich finde, es sieht hier aus wie in einer Schulstube während der Nachmittagsstunde,“ sagte Doralice abweisend. Hans lachte darüber sehr laut, denn er hoffte, Doralice würde mitlachen: „Schulstube! sehr gut, aber was für eine. Grünblaue Wände und goldener Fußboden und der Duft. Wenn wir in solchen Schulstuben gesessen hätten, dann wären, wir andere Kerle.“ Doralice lachte nicht mit. Es fiel sie hier plötzlich

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)