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Kommen Sie, Baron.“ Sie erhob sich, nickte Hans kurz zu, dann gingen sie die Dünen hinab.

Hans saß noch einige Augenblicke da und kratzte den roten Strich vom Gesicht der Mutter Wardein ab. Plötzlich warf er alles fort, stellte sich auf den Rand der Düne und schaute den beiden nach. Die waren schon bei den Booten, er sah Doralice einsteigen, sah Stibbe und Hilmar das Boot flott machen, nun saßen sie alle drei darin und wunderbar leicht klomm das Fahrzeug die ersten grünen Wellenberge hinauf. Ohne sich um die Mutter Wardein zu kümmern, stürmte Hans die Düne hinab an das Meer, dort begann er auf und ab zu gehen, zuweilen stehen bleibend, dem Segel nachzuschauen, und, wenn er da stand und an seinem Barte zauste, sah er aus wie ein schöner gewalttätiger Bauernbursche. Am liebsten hätte er auf das Meer hinausgebrüllt und ihn fror hier in der heißen Mittagssonne. Für wen spielte er denn diese dumme Komödie des Vertrauens und der großmütigen Gelassenheit? Vertrauen? was wußte er denn von dieser Frau? Er wußte nur, daß gegen den Gedanken sie zu verlieren sich jeder Tropfen seines Blutes sträubte. Er war ja keine buckelige Exzellenz, um abgeklärt und skeptisch zu sein. Aber das war es, diese

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/181&oldid=- (Version vom 1.8.2018)