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schon fleißig. Ah, Mutter Wardein, ja, die würde ich auch malen, wenn ich könnte. Es muß sein, als ob man die Ewigkeit malt.“

„Gutes Segelwetter,“ bemerkte Hans. –

„Glänzend!“ beteuerte Hilmar, „das Meer ist heute wie eine Wiege. Ja, und da wollte ich fragen,“ er wandte sich an Doralice, „ob Sie, gnädige Frau, nicht mitfahren wollen? Für drei ist im Boote Platz und Stibbe und ich sind sichere Segeler.“

Doralice schaute überrascht zu ihm auf und dann mußte sie über den eigensinnigen, entschlossenen Ausdruck seines Gesichts lächeln. „O, ich,“ sagte sie, „ich glaube nicht, daß mein Mann das gestattet.“

Hans hatte mit dem Pinsel voll Zinnober einen so kräftigen Hieb gegen das Bild geführt, daß die Wange der Mutter Wardein eine breite rote Schramme erhielt, und es wunderte ihn, als er seine eigene Stimme ruhig und überredend sagen hörte: „Warum nicht? heute ist wohl keine Gefahr dabei. Wenn es dir Vergnügen macht, der Baron ist ja ein sicherer Segeler.“

Es war ein seltsam erstaunter und kalter Blick, mit dem Doralice Hans ansah: „Das ist etwas anderes,“ sagte sie, „dann also wollen wir fahren.

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)