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nicht, die Ähnlichkeit mit dem Geheimrat in sich wachsen zu fühlen.“

Hans zuckte mit den Achseln und griff nach dem Pinsel. Jetzt schwiegen sie. Doralice spähte aufmerksam zum Strande hinunter, als könnte dort unten etwas sich ereignen, das sie anginge. Karren standen dort unten und kleine struppige Pferde und Fischer, die den Seetang aufluden, um ihn auf ihre Äcker zu führen. Und eine kleine graue Gestalt mit wehendem Kopftuche ging ruhelos am Meere hin und her, zuweilen stehen bleibend, um auf die See hinaus zu schauen. „Unser Steege ist noch nicht zurück?“ fragte Hans. „Ich sehe die Frau dort unten noch immer hin und her laufen.“

„Ob der nun auch kommen wird,“ antwortete die Alte mit einer Stimme, die tief wie eine Männerstimme klang, „ob er nun mit dem Boot kommen wird oder ob er ohne Boot kommen wird, das kann man nicht wissen. Der Matthies, mein Mann, kam am zweiten Tage dort nicht weit vom Friedhofe ohne Boot heraus. Der Ernst, mein Sohn, kam gar nicht heraus. Na ja, so ist der Steege, wenn keiner fahren will, dann fährt er, dann glaubt er, daß er alle Fische allein haben wird. Häßlich blies es schon, als ich

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)