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nicht zu dir kommen, du mußt sicher und glücklich sein.“

Lolo begann jetzt wieder zu sprechen ganz sanft und tröstend: „Nein, du kannst nichts dafür, wir können beide nichts dafür. Es gibt manches in der Welt, das stärker ist als wir beide. Ich habe das jetzt verstanden. O, ich habe jetzt sehr viel verstanden. Früher glaubte ich, sich lieben ist Hand in Hand sitzen und sich lange Briefe schreiben. Aber jetzt weiß ich, sich lieben ist eine furchtbar große Sache und da muß man auch die ganz großen Dinge tun können und – warum soll ich nicht auch leiden? Du leidest auch und so viele, viele leiden. Nein, mein armer Hilmar, wenn ich auch keinen schicksalsvollen Mund habe, mit dem blauen Sonntagskittel ist es doch nichts. Aber sei ruhig, wir werden schon den richtigen Weg finden.“ Und sie strich sanft mit der Hand über seinen Ärmel hin.

„Lolo! Lolo!“ rief die Baronin und der Baron klopfte an die Fensterscheiben. „Sie rufen, wir müssen hinein,“ sagte Lolo.

„Da hinein kann ich jetzt nicht,“ stöhnte Hilmar, „aber du, du mußt sicher und glücklich sein und ich – ich bin ein gemeiner Hund.“ Dann beugte er sich über sie und drückte seine heißen,

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)