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Wedig und Nini spielten Dame und stritten sich, und Herr von Buttlär ging mit kleinen nervösen Schritten im Zimmer auf und ab und sah immer wieder nach dem Barometer. Da erschien seine Frau in der Eßzimmertür und sagte: „Bitte, Buttlär, auf ein Wort.“

„Gewiß, meine Liebe,“ erwiderte er und richtete sich mit einem Ruck strammer auf, „was gibt es denn?“ Er folgte seiner Frau ins Eßzimmer und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß. Die Generalin schüttelte unzufrieden den Kopf und bemerkte: „Bella überschätzt von jeher die Wirkung von Auseinandersetzungen.“ Das Gespräch des Ehepaares dauerte ziemlich lange. Man hörte die Stimme des Barons, die pathetisch wurde, und Wedig flüsterte Nini zu: „Hör, eben hat der Papa gesagt: poetisches Bedürfnis.“

Hilmar und Lolo wurden sehr zerstreut bei ihrem Spiel. Endlich ging die Eßzimmertür wieder auf, Frau von Buttlär kam in das Wohnzimmer, setzte sich schweigend an den Tisch und nahm ihre Häkelarbeit auf. Sie war blaß, man sah es ihr an, daß sie geweint hatte. Der Baron aber war in der Tür stehen geblieben und sagte feierlich: „Hilmar, bitte auf ein Wort.“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)