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das war dann eine brandende Welle, die bis zu ihnen heraufgelaufen war. Beide lachten, drückten sich fest aneinander und Hans fragte laut in das Rauschen hinein: „Fühlst du es, fühlst du es schon, wie wir einander wieder befreundeter werden?“

„Ja, ja,“ erwiderte Doralice atemlos von all der mächtig bewegten Luft, die sie atmen mußte. – – –

Im Bullenkrug drückte der Regennachmittag auch auf die Stimmung. Es lag ohnehin eine Spannung in der Luft, welche die Menschen mit einer gereizten und freudlosen Unruhe in den engen Räumen herumtrieb. „Meine Schar,“ sagte die Generalin zu Fräulein Bork, „geht hier heute umher wie die Eisbären im Käfig. Lassen Sie alle Lampen anstecken, nur keine Dämmerung, die ist gefährlich. Und dann viel und gutes Essen. So kommen wir am leichtesten über die Schwierigkeiten hinweg.“ Das Haus wurde sehr hell, die Generalin setzte sich mit Fräulein Bork auf das Sofa und legte Patience. Sie sprach mit ihrer lauten, beruhigenden Stimme, lachte über ihre Patience. Das Brautpaar zwang sie miteinander Pikett zu spielen. „Nichts Besseres für nervöse Liebe,“ meinte sie, „als Karten.“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/167&oldid=- (Version vom 1.8.2018)