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abweisend antwortete: „Das macht wohl die Beleuchtung.“

„Gewiß, gewiß,“ bestätigte Hilmar höflich, „eine kritische Stunde.“ Da es schien, daß Doralice schweigen wollte, schwieg auch er und zündete sich eine Zigarette an. Unter der niedergebogenen Krempe seines Filzhutes sah sein Gesicht mit den scharfen, gespannten Zügen, den schwarzen unruhigen Augen sehr bleich, fast kränklich aus. Es war etwas Überfeinertes, Schwächliches an der ganzen Gestalt, das Doralice in diesem Augenblick gefiel, das ihr das Gefühl gab, einen Kameraden der eigenen Schwäche zu haben, und der süße Duft der ägyptischen Zigarette schien wie ein Stück Luft einer Welt, die ihr befreundet war. Jetzt soll er weiter sprechen, dachte sie, daher lächelte sie und sagte: „Sie sehen übrigens auch ein wenig aus, als hätte es Sie mitgenommen, oder ist es auch die Beleuchtung?“

„Nein, nein, es ist schon was daran,“ erwiderte Hilmar, „es ist vielleicht traurig, es sollte vielleicht nicht sein, weil es nicht natürlich ist. Stibbe fühlt nichts davon, aber die große Natur macht uns betrunken und Trunkenheit greift an, was Sie, gnädige Frau, natürlich nicht wissen können.“

Doralice nickte: Ja, ja, so was mochte es wohl

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/114&oldid=- (Version vom 29.9.2021)