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dem Boot nebenan zu handeln. In den Körben flüsterten und schnalzten fette, blanke Fischleiber. Hans stand im Boot, hielt einen großen Dorsch an den Kiemen, wog ihn und lachte ihn an. Scharen von Möven kamen geflogen, groß und weiß im unsicheren Lichte, und stießen schrille, gierige Rufe aus. Wie gewaltsam das alles war. Welch ein starkes, rücksichtsloses Leben das alles atmete, zu stark für Doralice, es machte sie plötzlich ganz schwach, es machte sie krank, der Geruch des Seewassers, der Fische, der feuchten Fischerjacken, all dieses Fleisch der Männer und feisten Fische bedrückte sie, sie wurde ganz bleich. Da entstand ein Hin- und Herreden zwischen ihrem und dem Nachbarboot. Die Boote wandten sich einander zu, lagen nah beieinander. Leicht und gewandt über den Bootsrand balanzierend sprang Hilmar in das Boot, stand neben Doralice und lachte. „Ein Morgenbesuch,“ sagte er. Hans nickte ihm zu und zeigte ihm den Dorsch, den er noch immer an den Kiemen hielt. „Ja, ja, so etwas ist schön,“ meinte Hilmar, „das war ein gesegneter Zug.“ Dann setzte er sich auf die Bank Doralice gegenüber. „Es hat Sie auch ein wenig angegriffen, gnädige Frau, wie ich sehe.“ Doralice zog die Augenbrauen zusammen, als sie

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)