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Sommer gemietet, um hier an der See ihre Familie um sich zu versammeln. Vor drei Tagen war sie mit Fräulein Bork, Frau Klinke der Mamsell, und Ernestine, dem kleinen Dienstmädchen, hier angelangt, um alles einzurichten. Es erforderte Arbeit und Nachdenken genug, für alle diese Menschen Platz zu schaffen und nicht nur Platz, „denn,“ pflegte die Generalin zu sagen, „ich kenne meine Kinder, bei allem, was ich gebe, sind sie kritisch wie ein Theaterpublikum.“ Heute nun war die Tochter der Generalin, die Baronin von Buttlär, mit den Kindern, den beiden eben erwachsenen Mädchen Lolo und Nini und dem fünfzehnjährigen Wedig, angelangt. Der Baron Buttlär sollte nachkommen, sobald die Heuernte beendet war, und Lolos Bräutigam Hilmar von dem Hamm, Leutnant bei den Braunschweiger Husaren, wurde auch erwartet.

„Werden sie auch heute abend alle satt werden?“ begann die Generalin wieder; „die Reise macht hungrig.“ „Ich denke,“ erwiderte Fräulein Bork, „da sind die Fische, die Kartoffeln, die Erdbeeren und Wedig hat sein Beefsteak.“

„So, so,“ meinte die Generalin, „übrigens der Junge wird es im Leben nicht leicht haben, wenn er immer sein Beefsteak haben muß.“

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)