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Siebentes Kapitel

Der nächste Tag war ein Sonntag. Die Generalin und Frau von Buttlär saßen in ihren Strandkörben und lasen Andachtsbücher. Zuweilen hob Frau von Buttlär den Blick und schaute auf den hellbeschienenen Strand und auf das Meer hinab, das heute blau und golden und ruhig wie ein Teich war. Plötzlich blieben ihre Augen an zwei bunten Figürchen hängen, die dort an der gelben Dünenwand entlang gingen. Doralice im türkisblauen Sommerkleide, einige von Lolos roten Rosen im Gürtel unter einem roten Sonnenschirm ging neben dem Baron Buttlär her. Der Baron schien lebhaft zu sprechen und seine ganze Gestalt, seine Art zu gehen drückten höfliche Liebenswürdigkeiten aus. Frau von Buttlär schlug mit der flachen Hand auf ihr Buch und sagte: „Da haben wirs.“ Auch die Generalin hatte aufgesehen und meinte: „Nun, er hat es eilig mit dem Dank.“ – „Dank,“ rief Frau von Buttlär, „der war überhaupt nicht nötig. Ich verstehe Buttlär nicht. Er hat eine Frau, hat erwachsene Töchter und kompromittiert uns so.

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/100&oldid=- (Version vom 1.8.2018)