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XXXIII. Aus diesem Grundsatz und aus XXIX können wir leicht entnehmen, dass auf der Oberfläche des Mondes ein Geschlecht lebt, begabt mit der Vernunft, um jene geräumigen Höhlen zu erbauen, vorhanden in sehr vielen Individuen, wovon einige vielleicht diese Höhlen erbauten, andere zu anderen Zeiten sie gebrauchten, und da dieselben, nach unserer Wahrnehmung, unter sich völlig ähnlich und auch nach einem bestimmten Gesetz angeordnet sind, so können wir auch auf eine gewisse Uebereinstimmung unter den Urhebern der verschiedenen Höhlen schliessen.

XXXIV. Ich verweise hier auf einen Beweis aus der Beschreibung der von mir gemachten Beobachtungen der Jupitertrabanten, welche den freilich unpassenden Titel einer Vorrede an den Leser[UE 1] führt.

Ich finde in den Beobachtungen des Jahres 1622 vom 22. September eine ähnliche Beschreibung ohne Zweifel desselben Fleckens, nämlich bei abnehmendem Mond, wo die Schnittlinie das kleine Horn von der westlichen Seite des Mondes schneidet. Die Worte lauten:

„An dem westlichen Schnitt des Mondes (hierunter ist eine konvexe oder elliptische Linie zu denken) wurde gleichsam ein Gestade und eine hohe buchtenreiche Ausladung bemerkt, welche Schatten gleichsam in ein Meer warf (gegen jenes Horn des Mondes, das vom Licht der Sonne schon verlassen war), denn das Licht folgte in den Theilen dieses Meeres über den Schatten in der Mitte der Bucht, sich fortpflanzend darauf bis zum Schnitt. Etwas gegen Süden zu wurde gleichsam ein leuchtender schmaler Isthmus, aber dennoch in der hellen Ausladung als dunkle Stelle deutlich erkennbar und wiederum über jenen hinaus in dem Meere ein heller Berg klar gesehen. Die Hörner jener hellen Ausladung erstreckten sich gleichsam als Vorgebirge, der Schnitt, durch das Meer gehend, war am unteren Horn gleichsam unterbrochen, zwischen dem Horn kam sie zu ihrer Linie (elliptisch oder konvex) zurück und ging durch den anderen Fleck.“

Dies im Jahre 1622, am 22. Sept.

Es möge mir aber auch vergönnt sein, hier eine Beobachtung vollständig aufzuzeichnen, von der schon einige Theile in den vorstehenden Erscheinungen enthalten sind, weil sie auch sonst noch an vieles andere erinnert und weil in ihr gewisse Elementarbegriffe des vorstehenden Schreibens enthalten sind, mit dessen näherer Erklärung wir uns beschäftigen.

„Im Jahre 1623, am 17. July habe ich um Mitternacht den Mond von der 1. bis 2. Stunde beobachtet, wobei ich ein Glas des P. Nicolaus Zuccus von sehr grosser Brennweite benutzte. Die meisten Höhlen erschienen rund, aber am Rand des Mondes gleichsam elliptisch, gemäss der Zurückweichung der Wölbung der

Anmerkungen des Übersetzers

  1. ‚Narratio de absv. a se quatuor Jovis satellitibus erronibus‘ etc. Frankfurt 1611. K. O. O. II, S. 511/12. Diese Satellitenbeobachtungen wurden vom 4.–9. Sept. 1610 gemacht.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_196.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)