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Kepler sah damit nur 3 Monde des Jupiter, die Planeten und irdische Gegenstände mit Farben. Es war also wohl in jeder Beziehung unvollkommen und nicht-achromatisch.

2. [1.]

I. Erscheinung. Auf der Oberfläche des Mondes, wenn dieser sich genau im Stadium der Quadra[UE 1] befindet, erstrecken sich leuchtende Streifen, oder reihen sich an einander, über die durch fleckige Theile geführte Schnittlinie[UE 2] hinaus und dringen in den beschatteten, benachbarten Theil der Mondscheibe ein.

II. Wenn man bei dieser Erscheinung nun zweifellos feststehende Lehrsätze zur Anwendung brächte, nämlich dass die Strahlen der Sonne geradlinig sind, dass der Mond ein kugelrunder Körper ist, dass jene Schnittlinie im Monde nichts anderes ist, als die Begrenzung der Beleuchtung durch die Sonne, in welcher die äussersten Strahlen der Sonne den Mond berühren, so zwar, dass der diesseitige, beleuchtete Theil des Mondes nach der Sonne zu liegt, der jenseitige, beschattete, eben wegen seiner Wölbung nicht beleuchtete, von der Sonne abliegt, und man ferner als feststehend erachtet, dass, da doch eine völlig gleichmässige Kugel vorausgesetzt ist, die Schnittlinie auch eine vollkommen gerade Linie in der Quadra, oder eine vollendete Ellipse vor und nach den Vierteln sein muss: so würde hieraus folgen, dass dort, wo die Schnittlinie keine ganz gerade Linie ist, sondern gleichsam durchbrochen von in den beschatteten Theil eingefügten leuchtenden Zähnen, die Mondkugel keine vollkommen runde mehr sei und dass jene leuchtenden Zähne Theile sind, die über die Oberfläche der fleckigen Parthien hervorragen, sei es, dass letztere, in Hinsicht auf die benachbarten leuchtenden, tiefer liegen, so dass die Sonnenstrahlen, die die fleckigen Theile über die Schnittlinie hinaus nicht mehr erreichen können (sie sind ja durch die Wölbung daran verhindert), doch bis zu jenen Theilen gelangen, oder sei es, dass die beleuchteten Spitzen der erhöht liegenden Theile sich auf die beschattete Mondhälfte projiciren.

Anmerkungen des Übersetzers

  1. s. die Fussnote von C. 80.
  2. Da dieser Ausdruck in den folgenden Ausführungen noch oft vorkommt, so gebe ich in Fig. 23 eine schematische Skizze, welche den Begriff am besten klar macht.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_187.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)