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Weise Erklärungen bringt, dass es eines weiteren Commentars hier nicht bedarf.

Den 3. Beweis bringt Kepler zuletzt und dies nicht ohne Grund: es ist nämlich der einzige, in dem er Mästlin beipflichtet; ja er stützt dessen Annahme sogar, indem er sie weiter begründet durch den Hinweis auf Analogien in unserer Erdatmosphäre.

Ich muss gestehen, dass dieser dritte Beweis in der That am einleuchtendsten ist, zumal für Beobachter, die mit blossem Auge oder sehr unvollkommenen Fernrohren operiren. Wenn man die vollerleuchtete Mondscheibe beobachtet, so scheint es, besonders bei etwas dunstigem Himmel, als ob die Erscheinungen, wie Mästlin sie schildert, richtig wären; vorzugsweise scheint die helle Mondscheibe wie mit einem helleren, reinen Rand umgeben, gleichsam als wenn eine umgebende Hülle infolge des starken durch die Sonnenstrahlen hervorgerufenen Glanzes mit dem eigentlichen Mondkörper verschmolzen sei.

Aber einer genaueren und aufmerksameren Untersuchung hält auch dieser Beweis nicht Stand. Man findet dann, dass die sogn. Mondlandschaften am Rande der Scheibe mit derselben Deutlichkeit zu sehen sind, wie die in der Mitte; und die Helle des Randes erklärt sich aus der stärkeren Beleuchtung dieser Theile. Wie aus Fig. 22 hervorgeht, sehen wir den Rand in der Projection aI die Mitte in der Projection bI, und es ist anzunehmen, dass, da aI bedeutend kleiner ist wie bI, beide aber eine gleich grosse Grundfläche haben [a = b], sich auf der Sehfläche aI auch mehr Licht zusammendrängen muss als auf bI, sie also auch heller erscheinen wird.

Allerdings werden zuweilen Trübungen des Mondlichtes gesehen, doch ist die Ursache davon in momentanen Veränderungen unserer Atmosphäre und in vorübergehenden Modifikationen unseres bei solchen Beobachtungen angestrengten Sehvermögens zu suchen.

Was endlich die ‚Wolken‘ anbelangt, die Mästlin im Monde gesehen haben will und die auch Kepler als eine Consequenz der vorhandenen Lufthülle bestätigt, so sind solche Lokalphänomene auch später, wenn auch nicht in der jedenfalls arg übertriebenen Grösse, wie Mästlin sie beschreibt, beobachtet worden; sie stehen aber zu einer Mondatmosphäre in gar keiner Beziehung. Wenn dergleichen Erscheinungen nicht auf die unvollkommene Durchsichtigkeit der Linsen in den Fernrohren zurückzuführen

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_182.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)