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Hiermit beendet nun Kepler die eigentliche Astronomie des Mondes und giebt zum Schluss durch den Mund des Dämons noch in kurzen Umrissen eine Beschreibung der Oberfläche des Mondes und der auf derselben befindlichen Vegetation und Bewohner.

Mit Unrecht hat man diese Darstellung phantastisch und unastronomisch genannt; wenn man sie aufmerksam liest, so findet man, vielleicht zuweilen in etwas groteske Form gekleidet, manche treffende, vorahnende Bemerkung, manche noch heute gültige Aussprüche, die um so bewundernswürdiger sind, als sie zu einer Zeit gethan, wo das Fernrohr noch nicht erfunden war und gegentheilige Anschauungen fest im Glauben der damaligen Zeit wurzelten.

Einzelne Irrthümer hat Kepler später in den Noten, durch die Macht des Fernrohrs überzeugt, verbessert, andere, wie z. B. den Glauben an eine Atmosphäre und das Vorhandensein von Wasser auf dem Monde hat er mit ins Grab genommen, wie u. A. hauptsächlich aus der Note [223], die er so ziemlich am Ende seines Lebens geschrieben hat, hervorgeht. Ein weiterer Beweis hierfür ist eine Stelle in seinem Oesterreichischen Wein-Visier-Büchlein[UE 1]: ‚Der Mond ist 400 Teutscher Meilen dick, helt also innen am Circkelrunden Schnitt bey einhundert tausent vnd ferners fünff vnd zweintzig tausent Teutscher gevierter Meilen, diss viermal genommen, macht fünff mal hundert tausent Teutscher gevierter Meilen aussen herumb. Da gehöreten nun auch etliche vil par Ochsen zu, soviel Feldes zu bauwen, wann gleich das halbe thail Wasser wäre.‘ Da in Note [223] ausführlich auf den Standpunkt, den Kepler in der Frage der Mondatmosphäre einnahm, eingegangen wird, so verweise ich bei Hierhergehörigem wiederholt darauf.


149.


Genauer 1473 deutsche Meilen = 10 927 km. Der Durchmesser des Mondes war Kepler schon ziemlich genau bekannt, nicht so der der Erde; denn das Verhältniss ist nicht, wie er angiebt 1 : 4, sondern 1 : 3,664.


150.


Es erscheint erstaunlich, wie Kepler vor Erfindung des Fernrohrs zu solcher Erkenntniss kam; indessen finden wir ähnliche Anschauungen bereits bei den griechischen Philosophen. Schon Anaxagoras[UE 2], der

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Ausszug auss der vralten Messe-Kunst Archimedis u. s. w. Lintz 1616. K. O. O. V, S. 518.
  2. Anaxagoras, jonischer Philosoph, lebte etwa von 500–428 v. Chr. Schüler und Nachfolger von Anaximenes.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_161.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)