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Lichtes zu suchen, auch hat man zur Erklärung das Vorhandensein von Eisnadeln und Eisplättchen in den höheren Luftschichten herangezogen. Schon frühe zog das Scintilliren als das muthmassliche Kriterium eines nicht planetarischen Weltkörpers Keplers Aufmerksamkeit auf sich. In seinem Werke ‚Von dem neuen Stern im Fuss des Schlangenträger‘[UE 1], worin er auch auf die Ursache des Scintillirens näher eingeht, sagt er über diesen Stern, ‚dass er, den Fixsternen vollkommen ähnlich, ausserordentlich stark funkelte, gegen Untergang wie eine Fackel, in welche der Wind weht, und Farben zu zeigen schien, gelb, purpur, roth, meist weiss, wenn er über die Dünste erhoben war‘. Der damalige Zustand der Optik verhinderte freilich den um diese Wissenschaft so hoch verdienten Astronomen sich über die gewöhnlichen Ideen von bewegten Dünsten zu erheben und eine richtige Erklärung für diese eigenthümliche Erscheinung zu geben.

Auch unter den neu erschienenen Sternen, deren die chinesischen Annalen nach der grossen Sammlung von Ma-tuan-lin erwähnen, wird bisweilen des sehr starken Funkelns gedacht.

Aber, so müssen wir uns doch am Ende fragen, würde Kepler wohl die Unerreichbarkeit dieses astronomischen Eldorados sehr bedauert haben? Ich glaube nicht! Denn wenn er einerseits die Vorzüge, so würde er anderseits auch die Nachtheile sofort erkannt haben, wie sie aus dem Mangel von Luft und Wasser naturgemäss hervorgehen. Er, der Mittheilsame, Naturfreudige, würde sich gesagt haben: wo der Träger für den Schall, die Luft, fehlt, kann man auch nicht sprechen, nicht hören, nicht riechen, wo das Wasser fehlt, kann keine Vegetation erblühen, unser Eldorado wird zur lautlosen, traurigen Einöde!


144. [200.]


Die Wärme des Mondlichtes (obgleich dieses kaum den 15. Theil des Volvenlichtes ausmacht) können wir durch das Gefühl wahrnehmen, wenn wir einen Apparat zu Hülfe nehmen. Fängt man nämlich die Strahlen des Vollmondes in einem parabolischen oder auch sphärischen Hohlspiegel auf, so fühlt man im Brennpunkt, wo die Strahlen zusammentreffen, gleichsam einen warmen Hauch. Dies fiel mir zu Lintz auf, als ich andere Experimente mit Spiegeln anstellte und an die Wärme des Lichts nicht dachte; da blickte ich unwillkürlich um mich, ob vielleicht Jemand meine Hand anblase! –

Dass aber der Glanz der Volva (d. h. unserer von der Sonne beleuchteten Erde) wärmende Kraft besitzen muss, entbehrt des Beweises

Anmerkungen des Übersetzers

  1. De Stella nova in pede Serpentarii, Prag 1606. Cap. 18, p. 92–97. K. O. O. II, Cap. XVIII, S. 679–82.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_157.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)