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139.


Und zwar, wenn der Mond in Erdferne steht, weil er dann nicht von den refraktirten Sonnenstrahlen erreicht wird.


140. [196.]


Zweifellos ist bisweilen in der Materie der Dünste selbst ein eigenthümliches Licht, das nicht von der Sonne, weder durch erste [direkte], noch zweite [reflektirte] Strahlung kommt. Da dies in der Erdatmosphäre vorkommt, so kann es in ebenderselben Weise in der Mondatmosphäre sich zutragen. s. C. 165 u. N. [115].


141. [197.]


Denn die Erde oder Volva wird auch vom Vollmond beleuchtet und bekommt durch diese Beleuchtung eine gewisse Helle. Solange also nicht der ganze Mond des Anblicks der Sonne beraubt wird, sondern nur einer der Ränder, d. h. der östliche oder der westliche Theil des Divisors und nicht die Volva zusammen mit der Sonne unsichtbar wird, sie vielmehr nur jenem Rand des Mondes die Sonne gänzlich verdunkelt, bleibt sie selbst durch ihre vom Monde empfangene Beleuchtung den Mondbewohnern sichtbar. Dies ist aber nur im Allgemeinen gültig und darf nicht von jeder beliebigen Volvafinsterniss verstanden werden, sondern nur von dem gewöhnlichen Erlöschen bei Neuvolva, ähnlich wie auch uns der Mond bei jedem Neumond ausgelöscht wird.

Dieses Licht, mit dem die Volva vom Vollmond beleuchtet wird, ist unser Mondschein, also der Wiederschein eines Wiederscheins. Denn zur Zeit, wo die Seleniten eine Sonnenfinsterniss haben können, haben wir Vollmond und der Mond sendet uns sein von der Sonne empfangenes Licht zu, und es ist wohl anzunehmen, dass dieses Licht vom Monde aus kurz vor und nach der Neuvolva zu sehen ist, wie wir das von der Vollvolva auf den Mond reflektirte Licht als das sogn, ‚aschgraue Licht‘ von unserer Erde aus bemerken können. Gerade zur Zeit des Neumondes können wir die Mondscheibe allerdings nicht wahrnehmen, weil sie dann der alles überstrahlenden Sonne zu nahe steht, ein Grund, der bei der Neuvolva bekanntlich fortfällt, aber wenn einige Tage vor oder nach dem Neumonde die schmale Sichel zum Vorschein kommt, so bemerkt man auch den dunklen Theil des Mondes schwach erleuchtet.

Man hat beobachtet, dass das aschgraue Licht kurz vor dem Neumond, also bei abnehmendem Mond deutlicher ist, als kurz nach dem Neumond, bei zunehmendem Mond und dies dadurch erklärt, dass im ersteren

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_154.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)