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ist 8 Minuten nahe zutreffend, dagegen kann sonst die Gesammtdauer 5–6 Stunden betragen. Nehmen wir 6 Stunden an, so läuft der schwarze Fleck noch immer doppelt so schnell, wie die Volvaflecken, die 12 Stunden dazu brauchen [s. S. 15, m.], jener wird diese also stets überholen.


135.

Natürlich, meint Kepler die Durchmesser, wie sie den Seleniten erscheinen. Wir haben gesehen [s. N. [126]], dass diesen die Volva in einem 4 mal so grossen Durchmesser erscheint, wie uns der Mond. Da nun die scheinbaren Durchmesser von Sonne und Mond von der Erde aus gesehen nahezu gleich sind [s. C. 85], so ist – die Entfernung der Sonne von Erde und Mond aus gleich genommen – der Schluss Keplers gerechtfertigt, wenn er annimmt, dass die Mondbewohner die Volvascheibe um ebensoviel mal grösser als die Sonnenscheibe sehen, wie wir sie im Vergleich zu unserm Mond annehmen: flächeninhaltlich also 131/2mal; s. meine Berechnung in C. 94.


136.


Eine Sonnenfinsterniss auf dem Monde kann so lange dauern, als eine Mondfinsterniss auf der Erde, also im Maximum 4 unserer Stunden, davon die Totalität ca. 2 Stunden; s. auch C. 39.

Man kann sich die Grossartigkeit und zugleich die Schrecknisse einer totalen Sonnenfinsterniss auf dem Monde vorstellen, wenn man bedenkt, dass die Sonne hinter der Volva, die also dabei auch dunkel wird, 2 Stunden verschwindet, während die Totalität bei uns nur höchstens 8 Minuten währen kann.


137.


Der Vorgang ist dort genau wie bei uns, wenn man statt der Volva den Mond setzt; da aber die Volva den Seleniten soviel grösser erscheint, so ist auch der Eindruck, den sie empfangen, ein um soviel bedeutender.

Wenn Kepler aber sagt, dass die Nächte auf dem Monde kaum dunkler sind, als die Tage, so beruht diese Meinung auf einer Sinnestäuschung, die auch von uns bei sehr mondhellen klaren Nächten empfunden wird: wir sprechen dann von einer taghellen Nacht. In Wirklichkeit verhält die Sache sich aber wesentlich anders. Die gewöhnliche, auch in populär-astronomischen Büchern vertretene Ansicht ist, dass das Mondlicht 190000 des Sonnenlichtes sei. Danach wäre, unter der Voraussetzung, dass die Albedo [s. C. 108] des Mondes annähernd gleich der der Erde ist, das Erdenlicht auf dem Monde 190 000 · 13,5 = 16700 des Sonnenlichtes.

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_152.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)